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  • sarahduevel

Die Migräne, mein Partner & ich.

In jeder Partnerschaft gibt es Herausforderungen.

In einer Familie gibt es Zusätzliche.

Durch Migräne gibt es noch mehr, dass kann einem ganz schön den Boden unter den Füßen wegziehen.


Wut, Verzweiflung, Selbstmitleid, Mitgefühl, Schmerz, Verständnis usw. -all das sind Gefühle, die beide Partner kennen. Während, kurz vor oder auch nach einer Attacke.

Migräne und Partnerschaft


„Nur“ eine Verabredung mit Freunden

Es ist Wochenende und wir haben eine Verabredung mit einer befreundeten Familie, die wir lange nicht gesehen haben.

Ich wache auf, registriere das ich schlecht geschlafen habe. Ich stehe auf, um ins Bad zu gehen und der Schmerz wird immer präsenter, es pocht und sticht, die Übelkeit wir stärker. Jede noch so kleine Bewegung verstärkt den Schmerz und ich möchte einfach nur wieder zurück ins Bett. In den dunklen Raum mit meinem Triptan, Minzöl und einem kalten Waschlappen. Allein sein. Mich um nichts und niemanden kümmern müssen – einfach nur liegen und Augen zu.

Mein Mann fragt mich vorsichtig, wie es mir geht, ich bin mir sicher, er kennt die Antwort. Er kocht mir einen Tee und bringt mir Wasser und Salzbrezeln. Aber vor allem kümmert sich um die Kinder, was am Wochenende kein Problem ist.

Die Verabredung findet ohne mich statt, mal wieder. Ich bin enttäuscht, dass ich nicht mitkann. Registriere schmerzhaft die traurigen, enttäuschten Blicke meiner Kinder und die gemischten Gefühle meines Mannes. Mitgefühl, Traurigkeit und Enttäuschung, dass wir nicht alle zusammen gehen können.

Ich versuche durchzuatmen und verkrieche mich.


Das ist noch relativ harmlos, es ist „nur“ eine Verabredung mit Freunden. Wenn gleich auch dort in schlechten Migränephasen, es wirklich schwierig ist Freundschaften zu pflegen. Denn das ständige Absagen, führt einfach nur dazu, dass ich keine Verabredungen mehr vereinbare. Allein die Befürchtung, dass ich es eventuell absagen müsste, hemmt mich in schlechten Phasen überhaupt eine Verabredung zu vereinbaren.


Der liebe Alltag

Wenn es allerdings den Alltag betrifft, bekommt es schnell noch eine ganz andere Qualität. Grundsätzlich sind die Aufgaben im Alltag bei uns klar geregelt. Jeder weiß, was wann zu tun ist, damit es gut funktioniert.

Wenn jetzt allerdings die Migräne, mal wieder vor der Tür steht, geht der Plan nicht auf. Spontan muss mein Mann alles allein regeln, die Kinder übernehmen und Arbeiten. Irgendwie muss es funktionieren – spontan und möglichst zügig.

Ich versuche mit einem Auge noch meine Termine abzusagen und Hilfe für den Nachmittag zu organisieren, damit mein Mann dann arbeiten kann. Er macht die Kinder für die KiTa und Schule fertig, kümmert sich um das Frühstück und die Dinge, die eingepackt werden müssen.

Er spürt diesen Druck, für die Familie spontan mehr da sein zu müssen. Auch wenn er selbstverständlich für mich/uns da sein möchte, ist es stressig. Es setzt auch ihn unter Druck, denn seine Arbeitsleistung wird trotzdem wie gewohnt gefordert. Auch wenn es heute Zuhause etwas komplizierter gelaufen ist.

Ich liege im Bett, fühle mich schuldig, dass mein Kopf wieder für so viel stress sorgt. Das das zu Unzufriedenheit und auch Wut führt, liegt auf der Hand. Und je nach dem, wie häufig bzw. in welchen Abständen man diese Situation erlebt, umso belastender für alle in der Familie.


Hinzu kommt das mein Mann so gut wie nie krank ist, ein Glück. Darüber bin ich sehr froh, jedoch entsteht so ein Art Ungleichgewicht.

Die Migräne ist nicht nur der Ausfalltag - bei mir meistens nur einer - sondern die Attacke macht sicher oft vorher bemerkbar. Ich bin gereizter, hab weniger Geduld, mir ist übel und ich fühle mich schlapp und müde. Und auch nach der eigentlichen Attacke sind die Auswirkungen noch häufig zu spüren. Ich bin dann nicht so belastbar, sowieso noch Geruchs- und Lärmempfindlich - kurz gesagt erschöpft. Mein Körper ist noch nicht wieder voll einsatzfähig. Da mein Mann nun mal die Person ist, mit der ich am meisten zusammen bin, bekommt er jede Menge davon zu spüren. Das schlechte Gewissen schwingt immer mit.


Wir haben viele Varianten erlebt, viele Intensitäten durchgestanden. Das alles funktioniert nur, wenn man in den guten Phasen darüber spricht. Und Lösungen findet, wie man das ein oder andere besser im Voraus planen kann. Rausfindet was wir brauchen, um BEIDE diese Attacken durchzustehen.

Und manchmal möchte man auch einfach nicht mehr reden, dann gehört radikale Akzeptanz der Situation an die Tagesordnung.


Wir wissen, dass die Migräne nicht heilbar ist.

Wir wissen, dass wir Lösungen haben, um ein schönes Familienleben zu leben.

Wir wissen, dass wir zusammen glücklich sein wollen, egal wie oft die Migräne es kompliziert macht.

Wir wissen, dass wir uns lieben und glücklich miteinander sein wollen.



Ich denke es ist wichtig, zu verstehen, dass die Migräne nicht nebenbei läuft. Gerade wenn man Kinder hat und in einer erfüllten Partnerschaft leben möchte. Es ist auch ein Stück weit liebevolle Arbeit zusammen zu bleiben.

Zu wissen, was es genau in der eigenen Beziehung braucht, um in Balance zu sein, ist essenziell wichtig. Damit die ständige Herausforderung „Migräne“ handhabbar bleibt. Es gibt viele verschiedene Herausforderungen im Leben, die alle gemeistert werden wollen. Jedes Paar hat seine ganz eigenen. Und jeder der Kinder hat weiß, was es bedeutet diese zusammen groß zu ziehen. Und wie herausfordernd auch das allein schon sein kann.


Insgesamt ist eine Partnerschaft für Migräniker sowohl hilfreich als auch herausfordernd. Es ist wichtig, in der Beziehung offen und ehrlich darüber zu kommunizieren und nach Möglichkeiten zu suchen, um die Auswirkungen der Migräne auf das tägliche Leben zu minimieren.

Alles Liebe für dich und deine Beziehung.

Deine Sarah


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